Header

Loading…

1941- Durch das Tal der Sieben Burgen

aus dem Luxemburger Wort 1941

Durch das Tal der sieben Burgen 
Geschichtliches und Naturgeschichtliches aus dem Eischtal:   Ein herrlicher Flecken unserer Heimat

 „Tal der sieben Burgen"  nannte einst ein Fremder das herrliche Wald Tal zwischen Arel und Mersch.

Sieben Burgen, von denen drei ganz erhalten sind, zieren die Höhen zu beiden Seiten des klaren Forellenwassers.

Körich allein besitzt zwei Burgruinen, Überreste des Siegfriedschlosses aus dem 10. Jahrhundert und des Nassauer Schlosses, das im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Von dem letzteren, sogenannten „Fockenschloß" sind aber lediglich noch die Fundamente erhalten.

Weitbekannt ist die massive Burgruine von Simmern, Stammsitz eines der ältesten Luxemburger Adelsgeschlechter.

Über dem winzigen Flecken Ansemburg ragt auf steilem Felsen die gut erhaltene Verteidigungsanlage der alten Ansemburg.

Im schattigen Tal, wenig abwärts, steht die neue Ansemburg, ein großes, gut erhaltenes Schloß aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Zwischen Mariental und Hunnebur erhebt sich auf schroff abfallender Felswand Schloß Hollenfels, das auf weite Entfernung das ganze Tal beherrscht.

Mersch, der schmucke Kantonhauptort, am Ausgang des Eischtals,- besitzt .das siebente Schloß in der Reihe. Die guterhaltene viereckige Anlage stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Eine der größten, von Menschenhand geschaffenen Sehenswürdigkeiten des Eischtales, stellt das Uralte Kloster Mariental dar. Eingeschlossen von waldbedeckten Abhängen, überragt von kahlen Sandsteinwänden, liegt „Märiendall" in einer einzig schönen Landschaft. Im Jahre 1232 gründete der „Dapifer" (Truchseß) der Gräfin Ermesinde, Dieter von Mersch, ein Kloster für adlige, gottdienende Jungfrauen. Als Bau Ort wählte er eine abgeschiedene Stelle des wild «eichen Waldgebietes der Eisch, die er der Abtei St. Maximin in Trier abkaufte. Das Kloster wurde bald eines der reichsten der Grafschaft Luxemburg und beherbergte unter anderem Beatrix, die Mutter Heinrichs VII. während des Aufstandes der Stadt Luxemburg im Jahre 1288. Nach dem verheerenden dreißigjährigen Krieg erlebte das Kloster eine neue, kurze Blütezeit, als einige Töchter der großen Augsburger Patrizierhäuser Fugger, Welser und Kurtz in Mariental eintraten. 550 Jahre nach seiner Gründung wurde das große Frauenkloster durch Josef II. aufgehoben. Die meisten der Anlagen und Gebäude sind seither zerfallen, die Einrichtungen wanderten in alle Welt hinaus. Die Pfarrkirchen von Steinsel, Junglinster und Tüntingen sowie zahlreiche Privatkapellen besitzen Reste Marientaler Altäre, Statuen, Leuchter und andere Gegenstände einer großen und bewegten Vergangenheit. Heute beherbergt Mariental frohe Luxemburger Jugend, die im Rahmen des Ernteeinsatzes der HJ den Bauern bei der Feld Arbeit zur Hand geht.

Vor mehr als dreihundert Jahren, um 1624, gründete der Hüttenherr Bidart im Eischtal unwert des Dorfes Simmern ein Eisenhütten Werk, das für die damalige Zeit reichlich große Ausmaße hatte und bis ins 19. Jahrhundert hinein betrieben wurde. „Schmelz" nennt der Luxemburger diesen Zweig der Eisenindustrie; „Simmerschmelz" heißt heute noch der Ort der alten Hüttenwerke im Eischtal. Nur ein paar Backsteinmauern erinnern an die ehemalige Industrie, dafür aber findet der Wanderer ein bekanntes Ausflugslokal und eine idyllische Sommerfrische; der Freund guten Heiltees aus heimatlichen Wäldern findet die große „Simmerfarm", die sich weit über Luxemburg hinaus einen vorteilhaften Namen gemacht hat.

Es ist bezeichnend für die unerschlossene, wilde Romantik der Eischlandschaft, daß auf der 27 Kilometer langen Strecke von Hobscheid nach Mersch kein einziges größeres Dorf liegt. Die Enge des dicht bewaldeten Tales lässt keine ausgedehnte Bebauung zu. Hobscheid am Eingang, Mersch am Ausgang des Tales der sieben Borgen, liegen beide in breiten Wiesengründen; Körich und Simmern breiten sich auf den Höhenrücken zu beiden Seiten des Tales aus. Gerade diese völlige Abgeschiedenheit verleiht dem Eischtal seinen schönsten Reiz, der auch dann vorhanden wäre, wenn es keine sieben Burgen, kein Mariental und keine Simmerschmelz gäbe.

Mehr als über diese, wenn auch noch so schönen Zeugen menschlicher Tätigkeit freut sich der Wanderer über die stille Unberührtheit der Natur, die sich ihm so gänzlich unerwartet, kaum ein Dutzend Kilometer neben dem pulsierenden Leben der Hauptstadt dar bietet. Tief im dunklen Tal springt die klare, eisig kalte Eisch über zahllose kleine und große Kaskaden. Über ihrem wild bewegten Wasser schließen sich die  Kronen des Hochwaides, der von den Bergen bis an die Ufer des Baches herabsteigt. Wasser, Straße und stille Waldwege werden immer wieder in ihrem Lauf gestört durch gewaltiges, unerwartet hervortretendes Felsgestein. Manchmal weitet sich das Tal und ein Stückchen Wiese oder ein Ährenfeld bringt einen lichten, heiteren Ton in das düstere Bild der Landschaft. Unerwartet reich lohnt .sich ein Gang über die Wasserscheide Eisch-Mamer durch die Mamerleien, wo der Wald stellenweise zurücktritt und einen großartigen Blick in beide Täler freigibt. Überwältigend ist die Aussicht .vom „Predigtstuhl", senkrecht über dem sagenumsponnenen „Hunnebur". Alle Schönheit der reizenden, romantischen Eischlandschaft vereinigt dieser eine Blick: Burg und Wasser, dunkle, grüne Wälder und kahle, Rost braune Felswände, in der Mitte ein heller, leuchtender Wiesenfleck und über dem herrlichen, bunten Bild ein lachender, blauer SommerhimmeL Denn zu einer rechten Eischtal- Wanderung gehören ein blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, der die mannigfaltigsten Kontraste der Landschaft mit Licht und Schatten unterstreicht.

Alle Schönheit dieses Stückchens Erde er schließt uns der „Wanderpfad der sieben Burgen", der in einer bequemen Tagestour von Steinfort nach Mersch führt. Die Führung und Kennzeichnung des Weges ist so übersichtlich klar, daß von einer eingehenden Erläuterung abgesehen werden kann. Nur frisch voran! Wer in die Irre geht, entdeckt vielleicht noch Schöneres. hm.

 

1948- Steinfort und der Pfad der sieben Schlösser

Artikel im Tageblatt

Quelle :www.eluxemburgensia.lu

STEINFORT UND DER PFAD DER SIEBEN SCHLOSSER

 
Den Namen "Bezaubertes Tal" oder “Tal der sieben Schlösser", den. man dem Eischtal gegeben hat, kommt diesem rechtmäßig zu und dieser Zauber ist anerkannter Weise die Folge zu- nächst einer glücklichen geologischen Beschaffenheit, vorzüglich aber einer verschwundenen historischen und wirtschaftlichen interessanten Vergangenheit.

Die Eisch, dieses Flüsschen mit. seinen zahlreichen meanderartigen Windungen, durchquert von Steinfort bis Mersch dieses liebliche Tal, dessen erster Besuch für alle Wanderer ein wahres Erlebnis ist. Der Luxemburger Sandstein umgibt in einer Höhe von beinahe 50 Metern beiderseitig die Eisch und bildet romantische Plateaus und Abhänge. Das Tal empfängt, Dank dieses ausgedehnten Filtrierbassins, viele lebendige Quellen, die fast überall her- vorsprudeln und zwar auf verschiedener Höhe, gemäß den Rissen des Bodens.

Außer vielen höchst interessanten unter- irdischen Funden einer vergangenen Zivilisation bilden jedoch als Hauptmerkmal die Ruinen von sieben Burgen, die stummen Zeugen sind von verschwundenen Schloss Herrschaften. Diese Schlösser stellen eine Art militärischer Schutzlinie dar, von Osten nach Westen orientiert, die sich in einiger Entfernung von der alten Römerstraße dahinzieht. Das Eischtal mit seinen Anhöhen und Abhängen eignete sich vorzüglich zu Hochburgen wie Koerich und Mersch.

Am Eingange dieses anziehungsreichen Tales liegt Steinfort mit seinen zahlreichen Spaziergängen. Früheres Industriezentrum, hat es sich mit seinen 1200 Einwohnern zu einem Fremdenverkehrszentrum entwickelt und hat augenblicklich die Aussicht, wieder einigermaßenβen Industriezentrum zu werden. Mühelos kann der Wanderer, der Rad- oder Autofahrer von hieraus diese romantische Gegend genießen und dem mit  der Landstraße gleichlaufenden Pfad  der sieben Schlösser, der gleichzeitig als « erster Wanderpfad mit der früheren, ebenfalls ersten und hoffentlich wieder  erstehenden "Prince Jean"-Jugendherberge  geschaffen wurde, folgen. Mit « Leichtigkeit erledigt natürlich der Autler oder der Radler diese 28 km-Strecke l über die glatten Landstraßen in flitzen dem Tempo. Jedoch kann nur derjenige in Wirklichkeit all diese natürlichen Schönheiten und die zahlreichen  Überraschungen erfassen und genießen, der mit Rucksack und Bergstock etappenweise vorgeht; denn  diese einzelnen  Haltestellen sind ebenso viele Kleinodien in der wunderbaren Krone unserer gesamten Naturschönheiten". Der Pfad schlänge sich zwischen steilen Abhängen mit zerklüfteten Felsen und bewaldeten Anhöhen längs eines von blumen-reichen Wiesen umkränzten Flüsschens, dessen Wellen abwechselnd das: blaue  Himmelszelt und den grünen Waldesdom  wiederspiegeln ; aus einem, träumenden Tälchen-  kommt man bald-an die Überreste eines mittelalterlichen « Schlosses, von einer auf hügelichem  Vorsprung gelegenen Kirche mit feinen Linien. 

Von weitem winkt uns schon entgegen d der charakteristische Zwiebelturm der  fast hundertjährigen, im Barockstil gehaltenen Donatuskirche von Koerich, die ähnlich wie im Norden Italiens und im a Süden Deutschlands. Reich mit Mobiliar versehen, das aus den Eichenstämmen  (Die Statuen nicht ausgenommen)  der Koericher Wälder in dem Künstlerhause "Boevesch" hergestellt wurde, ist  sie ein wahrer Anziehungspunkt für alle  Kunstliebhaber.  Ständig dem Pfad der Sieben Schlössser folgend, begegnen wir sodann unterhalb der Kirche den Überresten von  zwei Schlössern, dem "Grevenschloß s wohl hier dem ältesten Denkmal aus d vergangener Zeit, einer der wenigen Tief- oder Wasserburgen des Landes, die irrtümlicher Weise "Siegfriedschloß" genannt wurde; denn gemäß geschichtlichen Forschungen wurde festgestellt, dass Graf Siegfried nie dort -wohnte. Dann das Fockenschloß aus dem XIII. Jahrhundert,, von dem man bis Mitte vorigen Jahrhunderts noch Überreste sah. Heute sind nur noch die Grund- mauern erhalten. Der Überlieferung nach sollen beide durch einen unter- irdischen Gang verbunden sein. Als Wohltäter erweist sich dann, das Eischtal unterhalb Koerich. Dort wurde im Jahre 1909 eine moderne "Wasserburg", das- Wasserwerk der- interkommunalen Wasserleitung, errichtet.- Von nicht weniger als 22 Quellen wird das Wasser gesammelt, nach dem 4000 cbm fassenden Behälter auf den “Rehberg" bei Garnich gesandt, und von dort aus an sämtliche Eisenhütten, 120 Städte und Dörfer des Südens mit insgesamt 150 000 Einwohnern, verteilt.

Plötzlich taucht, wie eine Fata Morgana, Simmern auf, die Perle des .Eischtales, mit seiner trutzigen Feste aus dem X. Jahrhundert und des am Fuße derselben sich befindlichen gotischen Kirchleins aus dem XIV. Jahrhundert mit dem Turme in der Mitte. Mittelalterlich mutet einen jetzt die Ortschaft noch an. "Von Simmern aus führt der Pfad der Sieben Schlösser durch eine wahre Märchenlandschaft."

Hoch oben ragt aus tiefen Wäldern .die alte Ansemburg hervor, die  seit 800 Jahren den kleinen Weiler bewacht, während unten in der mit duftenden Linden und Kastanien eingefassten Wegbiegung ̃ das "neue" Schloß ̃ aus -dem XVII.- Jahrhundert mit seinem, monumentalen, wappengekrönten- Steintor und den aus der Ansemburger Schmiede stammenden mächtigen schmiedeeisernen- Torflügeln, Besitztum des Gaston d'Ansembourg. Wir folgen ̃ einem herrlichen Waldweg, dann einem -schmalen Pfad bis zum bemerkenswerten Aussichtspunkt der “Reiterley", eine mächtige, vom Berge getrennte Felsplatte, die durch eine eigens eiserne Brücke zugänglich ist und deren Namen auf einer eigenartigen Legende beruht Wie auf einem hohlen Zuckerhut erscheint uns die alte Burg Hollenfels, die noch vollständig erhalten und auch bewohnt ist, während zu unsern Füßen in einem von mächtigen, jäh abfallenden, mit waldbedeckten Felsmassen umgebenen Grunde die Schieferdächer der Abtei Mariental, eine Niederlassung der Weißen Väter, herauslugen mit ihrem spitzen Kirchturm und dem stillen Klosterhof. Wie die Gründung fast sämtlicher Klöster beruht auch die von Mariental auf einer Legende. Auch bei dieser/, Gründung, wie bei derjenigen von Clairefontaine, die an der Grenze bei Steinfort auf belgischem Boden gelegen, spielte Gräfin Ermesinde eine Rolle. Berühmt wurde Mariental durch seine Oberin, Gräfin Yolanda von Vianden, die im Jahre 1283 verstarb, nachdem sie 25 Jahre die Geschicke des Klosters geleitet hatte., Tochter der mächtigsten Grafenfamilie  des, Landes wollte ihre Mutter sie gegen Ihren Willen verheiraten, worauf sie nächtlicherweile aus dem Schloß Vianden entwich und sich' nach Märiental zurückzog. t Hunnebur, Wichtelcheslay ein Hasensprung .-und .vor .uns liegt, Mersch das .bestimmt.' die eindringlichste Silhouette des Landes ^besitzt.- “Der, alte Michelsturm mit seiner blauen Schieferhaube, die Pfarrkirche, mit den beiden Kuppeltürmchen und die wuchtige Masse des alten “Schloss es bilden deren. Hauptbestandteile. Sanft steigen rings die Berghänge an und oben auf den Koppen wogt scheinbar ein endloser Wald. Es ist ein Bild der ̃̃ Harmonie  und  des Friedens. Kein wilder, kein heroischer,-kein ungebändigter 'Zug stört dieses Bild vollendeter Ruhe und Ausgeglichenheit. Ruhe und Frieden herrschen in" diesem Tale, • Wo, seit das Gepruste der ̃'Hochöfen und das Gepolter der Schmiedehämmer aufgehört, die Natur, “sozusagen unberührt geblieben ist.

Ein letztes Überbleibsel  aus jener vergangenen Epoche ist. das Hochofen-Fundament, auf. der unterhalb Simmern gelegenen “Simmerschmelz", wo seit langen Jahren das frühere Direktionsgebäude der Familie Bidart in eine allgemein beliebte Gaststätte umgewandelt wurde. Vor, einigen Jahren wurde daneben eine stattliche Teefarm errichtet,' die 'von 'der Firma “Ocolux" verwaltet wird' Und' die eine bedeutende wirtschaftliche Rolle -spielt. Es lohnt sich reichlich diesem noch viel zu wenig bekannten Tale mehr Interesse entgegenzubringen.

 

Sieben Schlösser

Loading…